Zahl der Opfer mit falschen Erinnerungen an sexuellen Missbrauch nimmt zu
Kronberg/Taunus, 22.03.2023 – Mehr als 600 Hilfesuchende haben sich in den vergangenen zehn Jahren an den Verein False Memory Deutschland e.V. gewendet. Die meisten werden von ihren eigenen Kindern fälschlich des sexuellen Missbrauchs beschuldigt. Die Kinder haben diese falschen Erinnerungen an sexuellen Missbrauch in Psychotherapien entwickelt. False Memory Deutschland e.V. wurde 2012 als bundesweit tätiger Verein gegründet, um den Opfern solcher falschen Erinnerungen eine Anlaufstelle zu geben und die Problematik ins öffentliche Bewusstsein zu bringen. Das ist dringend notwendig, denn der Verein erkennt eine deutlich steigende Tendenz der Hilfsgesuche. False Memory Deutschland e.V. berät sowohl zu Unrecht Beschuldigte als auch Therapieopfer, die Zweifel an der Echtheit ihrer therapeutisch entstandenen Erinnerungen haben. In allen Fällen ist die Beratung kostenlos.
Falsche Erinnerungen an sexuellen Missbrauch sind sowohl für die zu Unrecht Beschuldigten als auch für durch psychotherapeutische Gedächtnismanipulation Geschädigte katastrophal. Für die zu Unrecht Beschuldigten bricht eine Welt zusammen. Sie verlieren den Kontakt zu ihren Kindern, oft zerbricht die gesamte Familie. Darüber hinaus drohen Ächtung im sozialen Umfeld, Verlust des Arbeitsplatzes, juristische Folgen von Strafanzeigen bis zu Haftstrafen und die Vernichtung der Existenz.
Die durch eine falsch geführte Therapie Geschädigten müssen im Bewusstsein schwerster Traumata leben, denn diese Erinnerungen sind nicht auflösbar und begleiten sie ihr ganzes restliches Leben. Sie verlieren ihre Familie, ihre Freunde, es kommt zur Umdeutung ihrer Vita und zum Bruch mit der bisherigen Lebensperspektive. Weiter ist zu beachten, dass über die Zahl, der auf diese Weise direkt betroffenen Personen hinaus, die jeweilige Familie durch die Falschbeschuldigungen indirekt betroffen ist und die drastischen Folgen auch für diesen Personenkreis irreparabel sind.
Studien lassen hohe Dunkelziffer von Geschädigten vermuten
Erste Informationen finden sich auf der Website www.false-memory.de. Der Verein pflegt gute Kontakte zur wissenschaftlich forschenden Psychologie, unterstützt Untersuchungen und Studien zur False-Memory-Problematik und trägt zum wissenschaftlichen Diskurs bei. Studien aus jüngerer Zeit haben gezeigt, dass die Fälle, die False Memory Deutschland e.V. in der Beratung kennenlernt, nur die Spitze des Eisbergs sind. Eine internationale Forschergruppe (Patihis et. al.) hat in groß angelegten Studien in den USA und in Frankreich gezeigt, dass etwa 5 Prozent aller Personen, die in Psychotherapie gewesen sind, dabei zu Erinnerungen an einen sexuellen Missbrauch gekommen waren, von dem sie vor der Therapie nichts wussten. Umgerechnet auf die Gesamtbevölkerung sind das in den USA 9 Millionen, in Frankreich 1 Million Menschen. Eine entsprechende Studie für Deutschland liegt noch nicht vor, wird aber erwartet.
Mediale Aufmerksamkeit nimmt zu
Immerhin wird das Thema der falschen Erinnerungen in Deutschland in jüngster Zeit zunehmend von den Medien aufgegriffen und es entsteht eine öffentliche Diskussion. Dabei wird auf die Verbreitung gefährlicher und folgenschwerer Trauma-Erinnerungs-Therapien insgesamt sowie die darauf aufbauende verheerende Verschwörungsideologie des satanistisch-rituellen Missbrauchs (Satanic Panic) hingewiesen.