Systematisch zerlegt durch Traumatherapie

Betroffenenbericht
Juni 2024

Zu meiner Person: Ich bin berentet,  Mutter sowie Großmutter.

Mein Fall:

Im Jahr 2017 suchte ich wegen akuter familiärer Probleme therapeutische Hilfe. Ich war froh, dass ich zeitnah Termine bei einer  Ehe-Familien- und Lebensberatung unseres Bistums in der Nähe meines Wohnortes bekam.

Nachdem die Gespräche eine Zeitlang in Gang gekommen waren, erklärte mir die Therapeutin,  sie sehe bei mir einen Hintergrund Ritueller Gewalt.  Aus diesem Grund erfolgte Weiterleitung an eine Kollegin, die eine „Koryphäe“ auf diesem Gebiet sei.  Diese übernahm kurze Zeit später die Leitung der Beratungsstelle „Organisierte sexuelle und rituelle Gewalt“, die der Ehe-Familien- und Lebensberatung angehörte. Ich nenne die Therapeutin in diesem Bericht Frau A.

Von da an nahm das Verhängnis seinen Lauf:

Frau A. deutete meine schwierige Kindheit und die aktuellen familiären Probleme alle dahingehend, dass ich Opfer von Ritueller Gewalt sei. Alle Symptome (z.B meine Angst vor Dunkelheit, Gerüche u.a.) wurden mir als Beweis erklärt.

Bald nach Beginn der Therapie bei Frau A. hat mich diese mit einer weiteren „Therapeutin“  (ich nenne sie Frau B, angeblich Lebensberaterin) die mit mir Reiki und Traumreisen in die Kindheit durchgeführt hat, zusammengebracht.

Frau B „therapierte“ mich ebenso wie Frau A. als Opfer Ritueller Gewalt. Sie verstärkte die  Aussagen von Frau A. Anhand der gemeinsamen Strategie der beiden Beraterinnen habe ich erkannt, dass Absprachen zwischen ihnen erfolgt waren, obwohl ich keiner der beiden Damen gegenüber eine Schweigepflichtsentbindung abgegeben hatte.

Z.B. schürten beide Beraterinnen bei mir die Angst vor den „Tätern“, die mich ständig verfolgen würden. Ich wurde von beiden Damen gedrängt, einen Betreuungsantrag in allen Bereichen zu stellen, um eine Pflegestufe zu erhalten.

Durch beide Beraterinnen wurde ich als „Multi‘“ bezeichnet. Man erklärte mir, ich hätte zig verschiedene Persönlichkeiten. Auf klare Nachfrage, wie ich das verstehen sollte, wurde ausgewichen. Ich müsse das glauben, das sei so „weil sie das Wissen haben“.

Wie durch Frau A. und B. immer wieder betont wurde, müsse ich mich von allen Freunden und Bekannten trennen. Zitat: Die hängen alle mit drin (gemeint ist im Kult). Weiter wurde mir dringend nahegelegt, mich von all meinen Ärzten, vom Osteopathen und der Krankengymnastin etc. zu trennen. Zitat: Auch diese Personen hängen mit drin. Besonders vehement wurde ich dazu angehalten, den Kontakt zu Kindern umgehend zu beenden. Begründung: Es sei sonst meine Schuld, wenn ihnen was passiere, da ich die Täter zu den Kindern führen würde.

Durch Frau A. wurden mir mehrere Bücher zum Lesen ausgeliehen. Die Titel sind mir nicht mehr in Erinnerung. Ebenso wurde ich gedrängt, Filme anzuschauen, die zu der Zeit im TV liefen. Die Bücher und Filme haben mir ein „Horrorszenario“ gezeigt: Altäre, Opfergaben, Foltermethoden, Tieropfer und blutige Angelegenheiten. Aufgrund von Bildern, die ich danach gemalt hatte, glaubte Frau A. Satanismus zu erkennen. Als sich bei mir daraufhin Albträume eingestellt haben, wurde mir erklärt, meine Albträume zeigten mir die wahren Erinnerungen. Ich hätte bisher daran keine Erinnerung gehabt, da ich „multipel“ sei. Das sei eine ganz normale Überlebensstrategie. Weiter wurde mir erklärt, dass ich die Erinnerungslücken hätte, weil ich offensichtlich betäubt worden sei.

Im Zuge der Beratung durch Frau A., verstärkt durch Frau B., wurde ich mit folgenden Inhalten induziert:

  • ich sei in eine Täterfamilie hineingeboren
  • ich sei vom Säuglingsalter an programmiert worden
  • die Programmierung würde heute noch bestehen
  • ich sei programmiert worden, das zu tun, was andere von mir wollten, speziell Männer
  • mit mir sei Geld verdient worden
  • ich hätte bereits ein Kind gehabt, das im Kult (Massenvergewaltigung) gezeugt und geopfert worden sei
  • ich hätte verschiedene Augenfarben und Schuhgrößen (je nach Person), da ich multipel sei
  • ich sei eine Gefahr für meine Enkelkinder und andere Kinder
  • ich müsse durch Frau A. umprogrammiert werden

Im Zuge dieser Beratung stellten sich bei mir Missbrauchsbilder vom Vater, von einem Freund des Vaters und von anderen Personen ein.

Mir wurde mit Nachdruck vermittelt, dass ich mich in Lebensgefahr befinden würde. Es sei gefährlich, wenn ich aus dem Haus gehe, die Täter seien überall. Wenn ich ein Auto habe, solle ich vor jeder Fahrt überprüfen, ob irgendeine Manipulation stattgefunden habe. Es sei bei den Tätern beliebt, ein Auto zu manipulieren, um alles wie Unfälle aussehen zu lassen. Ich solle immer aufpassen, wenn ein Auto hinter mir her fahren würde, solle ein Foto machen und das Kennzeichen notieren.

Frau A, die Therapeutin, berichtete mir, dass sie selbst und ihre Familie sowie alle Opfer durch die Täter bedroht seien. Sie hätten alle Angst.

Wenn ich mich nicht an die Dinge erinnern konnte, wurde erklärt, dass meine verschiedenen Innenpersonen eine verschiedene Wahrnehmung hätten. Durch diese Verunsicherung ließ ich mich trotz meiner Zweifel immer wieder und weiter auf die Beratung ein. Rückblickend sehe ich dieses Vorgehen als subtile Manipulation.

Folge: Ich konnte meiner eigenen Wahrnehmung nicht mehr trauen, war in meinem Selbstbewusstsein völlig verunsichert und so der Beeinflussung ausgeliefert.  Heute weiß ich, dass ich systematisch „zerlegt“ wurde.

Die Therapie fand ein abruptes Ende, als im März 2023 die Arbeit der Beratungsstelle aufgrund heftiger Medienkritik  eingestellt wurde (z.B. der Spiegelartikel vom 11.03.2023 „Im Teufelskreis“) .  Sofort kamen bei mir alle meine Zweifel hoch und ich habe klar erkannt, dass ich in keinen Täterkult hineingeboren  worden war, niemals ein Opfer Ritueller Gewalt gewesen bin und auch die Diagnose Multiple Persönlichkeit (dissoziative Persönlichkeitsstörung) absolut falsch war. Mir ist bewusst geworden, dass ich ein Opfer dieser ideologisch ausgerichteten „Therapie“ geworden war.

Folgen für  mich:

Durch die über 6 Jahre stattfindende Fehlberatung bin ich traumatisiert, leide noch an einer Angststörung. In Menschenansammlungen gerate ich in Panik. Die mir induzierte Angst vor der Verfolgung durch die „Täter“ konnte ich noch nicht überwinden. Es fällt mir schwer zu unterscheiden, wer Freund und Feind ist.

Die in der Therapie entstandenen Erinnerungen/Bilder kann ich nicht loswerden. Zu einer nun eigentlich erforderlichen Traumatherapie zur Bearbeitung der durch die Therapie erzeugten Traumatisierung kann ich mich nicht entschließen. Mir fehlt das Vertrauen.

Erschwerend kommt hinzu: Die tatsächlich vorliegende Situation, wegen der ich im Jahre 2017 Hilfe suchte, wurde nicht bearbeitet. Im Gegenteil, sie wurde mit der falschen (fatalen) Diagnose „Opfer Ritueller Gewalt“ überlagert, besser gesagt: getoppt.

(Der Fall ist bei False Memory Deutschland bekannt.)

Traumatherapie - und nur noch Scherben

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