Oxford 2005, 560 Seiten, ISBN 978-0-19-515405-4
Wie schon der Titel des Buches angibt, handelt es sich um wissenschaftliche Literatur. Das geradezu monumentale Werk fasst alles zusammen, was es an wissenschaftlichen Ergebnissen zum Thema der falschen Erinnerungen gibt.
Das Buch ist aus zwei Gründen als Literatur für Betroffene falscher Erinnerungen an sexuellen Missbrauch nicht ohne weiteres zu empfehlen. Erstens umfasst das Feld falscher Erinnerungen weit mehr, als nur falsche Erinnerungen an sexuellen Missbrauch. Zweitens ist der wissenschaftliche Charakter des Buches sehr ausgeprägt, mit der Folge, dass es für Nichtfachleute nur schwer auswertbar ist. Es kommt hinzu, dass der englische Text teilweise auch sprachlich sehr anspruchsvoll ist. Insofern ist das Buch in erster Linie als Referenzwerk zu betrachten, das zu allen Fragen falscher Erinnerungen eine Brücke zu der betreffenden wissenschaftlichen Originalliteratur enthält.
Wenn das Interesse speziell auf therapeutisch erzeugten falschen Erinnerungen an sexuellen Missbrauch liegt, so ist das Kapitel 8 des Buches, False Memory in Psychotherapy, jedoch lesenswert. Allein dieses Kapitel umfasst 62 Seiten. Es beginnt mit den Therapieempfehlungen amerikanischer und britischer Berufsverbände. Es folgt die Schilderung einiger exemplarischer Fälle. Die systematische Darstellung beginnt mit generellen therapeutischen Konzepten und wendet sich dann einer systematische Zusammenstellung der Methoden zu, durch die in Psychotherapien falsche Erinnerungen entstehen, wobei sexueller Missbrauch im Zentrum des Interesses steht. Bei den Arbeitsmethoden geht das Buch den vermuteten und den wissenschaftlich erwiesenen Wirkungen nach, die meist weit auseinanderklaffen. Nachdem die Methoden kritisch betrachtet worden sind, die die Gefahr der Erzeugung falscher Erinnerungen bergen, wendet sich das Buch dem Nachweis zu, dass tatsächlich falsche Erinnerungen in Psychotherapien erzeugt wurden und werden. Alle Darstellungen und Schlüsse werden mit der wissenschaftlicher Literatur angemessenen Vorsicht geführt und durch Referenzen zur wissenschaftlichen Primär- und Sekundärliteratur belegt.