Hamburg 1999, ISBN 3 498 06324 3
Schacter ist Gedächtnispsychologe. Sein Buch ist eine zwar gut lesbare, aber immer wissenschaftliche Darstellung der Mechanismen des menschlichen Gedächtnisses und insofern eines über die wissenschaftlichen Grundlagen von Erinnerungen, auch von falschen Erinnerungen.
Nach einem Überblick über das gesamte Feld der Erinnerungen bespricht er zuerst die Grundlagen der Entstehung von Gedächtnisinhalten. Danach wendet er sich spezifisch dem autobiographischen Gedächtnis, Erinnerungsverzerrungen, dem Vorgang des Vergessens zu. Ausführlich geht er auf emotionale Erinnerungen und speziell auf Erinnerungen an traumatische Situationen ein. Er lässt keinen Zweifel daran, dass auch traumatische Situationen vergessen oder absichtlich unterdrückt werden können. Dass allerdings gerade wiederholte Traumata in besonderem Maße der Amnesie unterliegen, läuft seiner wissenschaftlichen Kenntnis zuwider. Da Schacter Wissenschaftler ist, gibt es bei ihm keine einfache Schwarz-Weiß-Darstellung.
Erst gegen Ende des Buches geht er spezifisch auf wiedergewonnene Erinnerungen und die „memory wars“ ein, auch hier, ohne sich irgend einer „Partei“ anzuschließen, jedoch mit der Skepsis des Wissenschaftlers gegenüber unwahrscheinlichen Erinnerungen und riskanten Therapiemethoden. Doch selbst der sehr vorsichtige Autor entschließt sich gelegentlich zu sehr eindeutigen Feststellungen wie: „Ein Therapeut, der sich in undisziplinierter Interpretation von Ängsten, Vorlieben und anderen Symptomen als Anzeichen einer impliziten Erinnerung an vergessenen Missbrauch engagiert, könnte damit den Weg in eine Katastophe betreten.“
Für Sachbuch-Leser gut lesbar, weil die tieferen wissenschaftlichen Fragen und Belege in der Literatur in Anmerkungen abgehandelt werden, die zusammen mit dem ausführlichen Literatur- und Sachregister fast ein Viertel des Buches ausmachen.