Positionen der Trauma-Erinnerungstherapie
Trauma-Erinnerungstherapien gehen von einigen Grundvoraussetzungen aus:
- Es gibt Symptome, aus denen auf einen erlittenen sexuellen Missbrauch in der Kindheit geschlossen werden kann.
- Dieser Missbrauch muss dem Patienten nicht bekannt sein, sondern kann aus der Erinnerung verdrängt oder in alternativen Persönlichkeiten abgespalten sein.
- Eine Heilung ist nur dann möglich, wenn die verdrängten Erinnerungen möglichst vollständig wiedergewonnen werden.
Alle drei Postulate sind zwar im Prinzip mögliche Thesen, doch keine davon konnte mit wissenschaftlicher Methodik belegt werden. Dem ersten Postulat wenden wir uns in dem Abschnitt Symptome, die auf sexuellen Missbrauch hinweisen zu. Das zweite Postulat wird in dem Abschnitt Verdrängung und dissoziative Amnesie ausführlich behandelt. Auch die Wirksamkeit einer Trauma-Erinnerungstherapie im Sinne einer Heilung ist durch keine methodischen Studien nachgewiesen. Oft bleibt nach Abschluss der Therapie eine psychische Störung zurück, die einer posttraumatischen Belastungsstörung ähnelt, obwohl es streng genommen keine ist. Siehe dazu den Abschnitt Verbleibende Störungen.
Wie beginnt eine Trauma-Erinnerungstherapie?
Der Beginn einer derartigen Therapie hängt eng mit den Positionen der Therapeuten zusammen, denn kaum eine solche Therapie wird vom Therapierten mit dem erklärten Ziel aufgenommen, sich eines verborgenen Traumas zu erinnern. Natürlich liegen anfangs Gründe dafür vor, überhaupt eine Psychotherapie aufzunehmen. Was sind das für Gründe? Die Antwort ist erstaunlich: Die Gründe sind fast beliebig. Wenn ein Psychotherapeut aufgesucht wird, handelt es sich dabei meist um psychische Probleme. Manchmal sind es aber auch rein körperliche Schwierigkeiten, vor allem, wenn die Therapie von Personen vorgenommen wird, von denen man auch die Heilung körperlicher Leiden erwartet, wie z. B. Heilpraktiker, die im Rahmen der Heilpraktiker-Zulassung unter anderem auch Psychotherapie betreiben. Ein Beispiel dafür ist der Fallbericht Noch einmal heil davongekommen auf dieser Website. Häufig geben aber auch esoterische Zusammenhänge, Selbsterfahrungsgruppen oder Familienaufstellungen nach Hellinger, an denen die Therapierten oft nur aus Neugier teilgenommen haben, den Anlass, eine Psychotherapie aufzunehmen.
Dass daraus eine Trauma-Erinnerungstherapie entsteht, ist fast immer die Entscheidung des Therapeuten und nicht des Therapierten, und sie beruht meist auf der ersten der oben angeführten Positionen, nämlich, dass aus bestimmten Symptomen auf ein erlittenes Trauma oder speziell auf sexuellen Missbrauch in der Kindheit geschlossen werden kann.
Symptome, die auf sexuellen Missbrauch hinweisen⇒⇐Historische Entwicklung der Trauma-Erinnerungstherapie